PRIVACY OFFLINE:
Mir reicht’s! Ich habe keine Lust mehr auf volle Briefkästen, E-Mail-Postfächer und dubiose Anrufe aus dem Ausland auf meinem Festnetz-Anschluss. Keines dieser Angebote interessiert mich wirklich, schlimmstenfalls werden dafür sogar noch Bäume abgeholzt. Damit soll jetzt Schluss sein. Doch was muss man machen, um keine Werbung mehr zu erhalten? Alle Infos, Adressen und Tipps hier.
Woher haben “die” meine Daten?
Diese Frage ist leider nicht leicht und präzise zu beantworten. Häufig ist der klassische Telefonbucheintrag die Daten-Quelle, manchmal sind es auch Umfragen und Gewinnspiele, an denen man teilgenommen hat. Deshalb sollte man bei jeder Anmeldung für irgendeinen Internet-Service immer genau lesen, wer was mit den persönlichen Daten machen darf.
Was kann ich gegen die Nutzung meiner Daten zu Werbezwecken tun?
Schritt 1: Löschung des Telefonbucheintrages bei der Telekom bzw. dem eigenen Telefon-Anbieter
Das Problematische am Telefonbucheintrag ist, dass die Daten im Prinzip für alle frei zugänglich sind. Adresshändler sammeln diese öffentlich zugänglichen Daten und speichern sie in ihren Datenbanken ab. Und das tun sie ganz legal.
Schritt 2: Eintragung in die Robinsonlisten
Mit dem Eintrag erklärt man, dass man keinerlei Werbezusendungen an die hinterlegten Adressen und Rufnummern wünscht. Dieser Schritt ist langfristig sicherlich der effektivste bei der Spam-Eindämmung.
bei ADR: Post-Adresse und E-Mail-Adresse, Telefon- und Handynummern
beim DDV: Post-Adresse
bei der Bitkom Fax-Nummer
Schritt 3: Austragung aus E-Mail-Newslettern/ Verteilern
Dazu einfach den “Newsletter abbestellen”-Link in der Werbe-E-Mail aufrufen oder eine E-Mail mit der Bitte um Löschung an den Absender schicken.
Schritt 4: Dem Einwohnermeldeamt den Verkauf der eigenen Adresse verbieten
Ja, du hast richtig gelesen. Die Meldeämter verkaufen Adressdaten, bspw. an Inkasso-Unternehmen, die Kirche, das Militär oder wer sonst noch fragt und bezahlt. Um dies zu unterbinden ist es leider nötig, persönlich auf dem Meldeamt gegen die Weitergabe der Adresse zu widersprechen.
Einwohnermeldeamt Trier: HIER DER LINK ZUM EINWOHNERMELDEAMT TRIER (Download Formular rechts oben)
Schritt 5: Aufkleber “Keine Werbung und Wochenzeitungen” an den Briefkasten kleben
Postwurfsendungen, wie Pizza-Flyer und Wochenzeitungen, die also nicht namentlich an dich adressiert sind, dürfen dann NICHT mehr in den Briefkasten eingeworfen werden. Falls es doch passiert: beschwer dich beim Absender und drohe für den Wiederholungsfall rechtliche Schritte an.
“Bitte keine Werbung” Schild zum Ausdrucken für den Briefkasten
kostenloser Download der Druckvorlage
Schritt 6: Dem Versand persönlich adressierter Werbung schriftlich bei den Unternehmen widersprechen
Dazu einfach den Vordruck herunterladen, ausfüllen und an die Unternehmen schicken. Sorge dafür, dass du auch wirklich eine schriftliche Bestätigung erhältst, damit du im Ernstfall was in der Hand hast.
Musterschreiben Widerspruch gegen Werbesendungen
kostenloser Download der Vorlage
Achtung bei Umzug! Ein Nachsende-Auftrag der Post und die Ummeldung beim Einwohnermeldeamt können dazu führen, dass eine dieser Stellen wieder dazu berechtigt ist, deine aktuellen Daten an Unternehmen weiterzugeben. Deshalb unbedingt bei den Formularen darauf achten, dass man seine Daten an NIEMANDEN weitergeben möchte.
Was kann man gegen nervige Telefonwerbung machen?
Telefonwerbung ist ohne dein Einverständnis verboten. Wenn dich jemand anruft, solltest du – sofern übermittelt – die Telefonnummer notieren und deine Eintragung in der Robinsonliste erwähnen. Du kannst dann Strafanzeige gegen den Betreiber der Rufnummer erstatten.
Falls du Zeit und Lust hast, kannst du den Spieß aber auch einmal herumdrehen und zur Abwechslung selber die Call-Center-Mitarbeiter ärgern. Wenn du von einem Unternehmen nach deiner Telefonnummer gefragt wirst, ohne dass sie diese wirklich benötigen, gib einfach die Telefonnummer von ”Frank geht ran” an ;)
PRIVACY ONLINE:
Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger hat sich dieses Internet gründlich angesehen und in der FAZ zehn Regeln für die digitale Welt formuliert. Enzensbergers Ideen sind eigentlich ganz nachvollziehbar und seine Regeln sorgen für viel Gesprächsstoff, wirklich überzeugt sind aber nur wenige von ihnen. Hans Magnus Enzensberger ist 86 Jahre als und alles andere als ein Digital Native. Da wirkt es ein wenig befremdlich, wenn er fordert, dass wir fortan Postkarten schreiben, statt wie gewohnt eine Mail zu tippen. Aber seine strengen Regeln haben einen vernünftigen Hintergrund.
„Enzensberger will gegen den Sicherheits- und Kontrollwahn von Geheimdiensten und Internetfirmen protestieren“, erklärt DRadio-Wissen-Reporter Sebastian Sonntag. Er hat die zehn Enzensbergerschen Netzregeln zusammengefasst:
Enzensbergers 10 Regeln für die digitale Welt
Wirf dein Smartphone weg! Es ist nur dazu da, einige wenige reich zu machen
Kostenlose Angebote sind verdächtig. Die wollen nur deine Daten.
Onlinebanking ist ein Segen, aber nur für Geheimdienste und Kriminelle.
Kreditkarten spionieren uns aus. Benutze Bargeld.
Gegen die Vernetzung von Alltagsgegenständen hilft nur der totale Boykott.
Das Gleiche gilt für Politiker, die nichts gegen das Treiben der Geheimdienste tun.
Schreibe Postkarten in Handschrift statt E-Mails.
Lieber zum Laden nebenan gehen, als bei Amazon bestellen.
Verzichte auf werbefinanzierte Angebote von Internetkonzernen.
Ergreife so schnell wie möglich die Flucht vor sozialen Netzwerken.